Palliativversorgung in Kap Verde wächst
Die Zahl der Patientinnen und Patienten, die in Kap Verde palliativmedizinisch betreut werden, ist seit 2023 von 100 auf über 700 gestiegen. Das teilte der portugiesische Arzt Hugo Ribeiro heute der Nachrichtenagentur Lusa mit. Er ist einer der Mediziner, die das Land bei der Ausbildung von Palliativteams unterstützen.
Anfangs existierte nur ein einziges Palliativteam im Krankenhaus Agostinho Neto in der Hauptstadt Praia. Inzwischen wurde die Versorgung auf 19 spezialisierte Teams ausgeweitet – nicht nur auf der Insel Santiago, sondern auch auf São Vicente und Santo Antão.
„Wir freuen uns sehr darüber, dass die politischen Entscheidungsträger unsere Initiative unterstützen – von der Basis-Ausbildung bis hin zur hochspezialisierten Weiterbildung“, so Ribeiro, der an der Unidade Local de Saúde de Gaia e Espinho arbeitet und Professor an den Medizinischen Fakultäten in Coimbra und Porto ist.
Die Schulungen werden pro bono durchgeführt, unterstützt durch die Iniciativa Médica 3M (IM3M) – eine medizinische Bürgerinitiative. Die jüngste Mission fand in diesem Monat auf den Inseln São Vicente und Santo Antão statt, wobei jeweils 50 Fachkräfte geschult wurden.
Es war bereits die dritte Ausbildungsmission in Kap Verde – nach Einsätzen in 2023 und 2024. Insgesamt wurden dabei über 300 Gesundheitsfachkräfte in Schmerztherapie und Palliativmedizin weitergebildet. Neben Basiswissen wurde auch fortgeschrittenes Wissen für spezialisierte Pflege vermittelt.
„Das Ziel ist es, die bestmögliche Lebensqualität für die Patienten zu gewährleisten – das erfordert multiprofessionelle Teams“, betonte Ribeiro.
Diese Teams bestehen inzwischen nicht nur aus Ärzt:innen und Pflegepersonal, sondern auch aus Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen, Physiotherapeut:innen, Ernährungsberater:innen und spirituellen Begleiter:innen.
„Menschen mit multidimensionalem Leid brauchen auch multidisziplinäre Antworten“, ergänzte er.
Ribeiro hob hervor, dass sich Kap Verde in Richtung europäischer Realität entwickelt – mit einer alternden Bevölkerung und damit verbundenen altersbedingten Erkrankungen.
Während Krebserkrankungen weiterhin 50–60 % der Fälle ausmachen, steigt die Zahl der neurodegenerativen Erkrankungen, vor allem Demenz, sowie von Organinsuffizienzen wie Herzinsuffizienz.
Die IM3M-Gruppe plant, die Kooperation auf Einladung des kapverdischen Gesundheitsministeriums fortzusetzen. Laut Prognosen werden künftig jährlich zwischen 2.000 und 3.000 Patient:innen spezialisierte Palliativversorgung benötigen.
„Wir sind zwar noch nicht ganz am Ziel, aber bereits auf einem sehr guten Weg“, sagte Ribeiro. Für das kommende Jahr ist bereits eine Schulung auf der Insel Fogo geplant.
Zudem soll ab dem Studienjahr 2025/2026 ein postgradualer Studiengang auf den Kapverdischen Inseln eingerichtet werden, um lokales medizinisches Fachpersonal auszubilden und langfristig Eigenständigkeit in diesem Bereich zu erreichen.
Die Initiative weitet sich auch auf andere Regionen Afrikas aus: In Luanda (Angola) wurde in diesem Jahr der erste Palliativdienst am Angolanischen Krebsinstitut ins Leben gerufen – ein Projekt, das IM3M ebenfalls weiterführen möchte.
Quelle: Cuidados paliativos em Cabo Verde cresceram sete vezes em dois anos com ajuda portuguesa